Montag, 29. Dezember 2014

Essay zum Thema Glück

Die Kunst Glück zu schmieden

Fünf Uhr nachmittags, 25° Grad, strahlend blauer Himmel, keine einzige Wolke  in Sicht, die Sonne scheint, eine leichte Brise geht. Ich habe die Musik meines MP3-Spielers voll aufgedreht, die Kopfhörer aufgesetzt. Ich vergesse den Alltagsstress, Sorgen und Kummer. Ich fühle mich befreit von allen Problemen dieser Welt. Die Holzkohle glüht, der Grill hat Temperatur, die Steaks brutzeln. Ich liege in der Hängematte, schaue in den Himmel, schließe die Augen. Es liegt ein Geruch von gegrilltem Steak, Blumen, Blüten und frisch gemähtem Rasen in der Luft. Dies ist genau jener Zeitpunkt, an dem alles perfekt ist. Ich spüre, wie das Gefühl von Glück durch meinen Körper  fließt. Es gibt wohl niemanden, der dieses Gefühl nicht kennt und noch nie gespürt hat. Doch was genau ist „Glück“? Ist es einfach nur ein Gefühl, das Lebensfreude und einen perfekten Moment beschreibt? Nein, Glück ist viel, viel mehr als nur das und genau das macht es so schwierig, fast unmöglich dieses zu definieren. Die Bedeutung und Interpretation von Glück ist so individuell wie es der Mensch selbst ist. Jeder Mensch hat eine eigene Vorstellung davon, was jenes für ihn persönlich ist. Dennoch kann man eines feststellen und festhalten: Glück existiert immer und vor allem für jeden Menschen!
Es gibt immer wieder Menschen, die mit ihrer Lebenssituation unzufrieden sind und daher behaupten, immer nur Pech zu haben. Doch das stimmt nicht. Nur weil etwas nicht perfekt läuft, heißt es noch lange nicht, dass man kein Glück hat. Glück geht aus dem Menschen selbst hervor. Daher ist es von Bedeutung, auch eine richtige Grundeinstellung zum Leben zu haben. In jeder Situation gibt es zwei unterschiedliche Betrachtungsmöglichkeiten: Manche Menschen sehen zuerst das Schlechte in der Situation und fahren sich auch darin fest. Dies führt zu Depression und Pessimismus. Doch wenn man die Situation aus einer anderen Sicht betrachtet, so kann man immer etwas Gutes erkennen, das wiederum Mut und Hoffnung schafft. Genau diese grundlegende Einstellung bildet die Basis, um überhaupt nach Glück streben zu können. Lebensfreude ist doch das, nach dem jeder Mensch strebt. Keiner sitzt gern deprimiert in der Ecke. Man kann aber etwas dagegen tun, doch muss es jeder für sich tun. Wer nichts tut, kann auch nicht erwarten Lebensfreude zu empfinden.
Bereits die Philosophen im antiken Griechenland und im alten Rom beschäftigten sich mit der Frage, was Glück ist und wie man es erreichen kann. Der Philosoph Marcus Tullius Cicero schrieb, dass ein glückliches Leben in erster Linie aus Freiheit von Sorgen besteht. Wie Recht er doch hatte! Denn wer frei ist von Sorgen, kann sich auf die Suche nach seinem Glück machen und es auch finden. Derjenige, der nicht frei Sorgen ist und nach jenem sucht wird nie fündig werden. Sowohl die Werke Ciceros als auch die Aufzeichnungen anderer Philosophen der Antike zeigen, dass das Thema Glück zu dieser Zeit durchaus präsent gewesen ist. In der römischen Kultur verehrte man eine Glücksgöttin, Fortuna. Jene besaß die Kontrolle über jedes Schicksal. Auch in anderen antiken Kulturen findet man das Bild einer Göttin des Glücks. Heute ist der Gedanke nach einer Glücksgöttin wohl außer Moder geraten. Heute braucht man mehr als „nur“ eine Glücksgöttin.
Essentiell für das eigene Glück ist vor allem Zeit. Ohne Zeit kein Glück. Doch genau diese fehlt den Menschen heutzutage. Der Lebensalltag heute ist des Öfteren durch ein bestimmten Zyklus geprägt: Man steht auf, man arbeitet, man isst, man schläft. Klar würde der ein oder andere jetzt sagen, dass dieses Bild schon seit Menschengedenken existiert, allerdings haben sich die Gegebenheiten verändert. Wir leben in einer globalisierten Welt in der alles unter enorm hoher Geschwindigkeit geschieht. Daten werden innerhalb von Millisekunden ausgetauscht, Ununterbrochen wird produziert und konsumiert. Non-stop werden Waren gekauft und verkauft. Alles in allem macht unsere Welt einfacher, praktischer und komfortabler. Nur entsteht dabei leider ein unangenehmes Nebenprodukt: Ein stark gestiegenes Potential an Stress sowie ein persönlicher Zeitverlust. Die Folge: Jammer, dass man nicht glücklich ist, da man für Glück Zeit benötigt! Doch letztendlich, ist der Jammerlappen selbst schuld. Keiner zwingt ihn zum Stress und folglich zum Unglück. Es liegt in der eigenen Hand sein Leben so zu organisieren, dass man genug Zeit für sein Glück findet.
Auch in einer Beziehung spielt die Zeit eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht in jener sein Glück zu finden. Doch leichter gesagt als getan. Eine zehnjährige Ehe. Beide Partner haben sich auseinander gelebt. Der Alltag ist geprägt durch Stress, Depression und Meinungsverschiedenheiten, Streit. Keine Zeit zum Küssen, keine Zeit zum Kuscheln. Die offenen Probleme bleiben links liegen. Die Scheidung steht vor der Tür. Würde man beide Partner einzeln befragen, wie denn ihre Ehe laufe, so würde die Antwort jeweils lauten: „Wir führen eine eher unglückliche Ehe, weil wir kaum Zeit füreinander haben und so auch nicht unsere Probleme lösen können.“ Dies klingt wahrhaftig sehr traurig und doch ist es die nackte Wahrheit, warum heute immer weniger Beziehungen funktionieren. Glück zu finden braucht Zeit. Probleme, Konflikte, Streit benötigen Zeit, um gelöst zu werden. Erst wenn dies geschehen ist, kann man sich auf die Suche nach dem eigenen Glück machen. In dieser Situation gibt es keine Alternativen und es reicht auch nicht nur der Wille. Man braucht das Zwischenmenschliche, ein gewisses Feingefühl, um  glücklich zu werden. Doch auch das allein genügt nicht, um in einer Beziehung glücklich zu werden. Vielmehr ist es wichtig eines zu verstehen: Eine glückliche Beziehung funktioniert nur, wenn sie gepflegt wird. Es kommt nicht darauf an das gleiche Glück zu suchen, sondern auch dem Partner sein Glück zu gönnen, auch wenn man selbst in diesem Moment gerade glücklich ist. Neid und Eifersucht bringen einen nicht weiter. Immer zur gleichen Zeit Lebensfreude zu empfinden ist nicht möglich, unmöglich.  Wer danach sucht, wird wohl einsam bleiben.
Bei dieser Suche kommt es darauf an, den Unterschied zwischen „Glück“ und „glücklich sein“ zu verstehen. Glück ist jener Moment, in dem das Gefühl der puren Lebensfreude herrscht. Daher kann es auch in keiner Art und Weise materiell sein. Folglich lässt sich Fortuna auch nicht anfassen, auch wenn uns dies im Supermarkt anders vermittelt wird. Dort werden haufenweise sogenannte „Glücksbringer“ verkauft, ergo Gegenstände die das Glück auf magische Weise anziehen sollen. Von Glücksklee und Schornsteinfegerfigürchen über ein Hufeisen und ein pinkfarbenes Marzipanschweinchen gibt es nichts was es nicht gibt. Der Sinn dieser Gegenstände ist wohl noch nicht erforscht, denn ein Hufeisen oder ein Pflanze im Topf können kein Glück mit sich bringen. Manche Leute machen diese Dinge glücklich, ähnlich wie es ein Stück Schokolade tut. Für mich sind solche Totems der reinste Kitsch, schlichtweg Abfall. Wer dennoch solche Glücksbringer kauft und irrsinnigerweise auch noch an deren Wirkung glaubt, wird nie das eigene Glück finden können. Denn würde man an die Wirkung dieser Glücksbringer glauben, so könnte ich wohl einfach in den nächsten Supermarkt gehen und mein Glück für 5,99 Euro erwerben. Irrsinn, Blödsinn, Wahnsinn. Am Ende verliert man sich nur selbst im Glauben daran, denn Fakt ist, dass diese glücksbringenden Totems nur Symbole sind, die sich Menschen im Laufe der Zeit ausgedacht haben. Im Normalfall existiert in der Natur kein vierblättriger Klee. Ausnahmen entstehen nur durch Mutation und gentechnische Veränderungen. Findet man eine solche Mutation, so ist dies reiner Zufall.
Wer meint, dass Glück reiner Zufall ist, liegt falsch. In der Mathematik werden Zufälle berechnet, Fortuna kann man jedoch nicht berechnen. Keine mathematische Formel, keine Binominalverteilung kann dies. Aufgrund dieser Tatsache stelle ich mir die Frage, warum denn dann das Glücksrad „Glücksrad“ heißt. Ich drehe an einem Rad und je nach dem, wo es stehen bleibt erhalte ich einen Gewinn. Da es eine bestimmte Anzahl an Felder mit dem Wert „Gewinn“ gibt, lässt sich das Ergebnis vorher statistisch ermitteln. Ob man gewinnt oder verliert hat weder etwas mit Glück noch mit Unglück zu tun, sondern nur mit einem statistischem Erwartungswert. Das spielen kann in keiner Weise glücklich, der Gewinn des Jackpots jedoch möglicherweise schon, wenn auch nur meist für eine kurze Zeit. Nach einer längeren Zeit würde man jedoch merken, dass man sich selbst durch den Gewinn des Jackpots nicht alles kaufen kann. Wahre Freundschaft, Liebe, Familie, Lebensfreude kann man nicht kaufen. Aber genau das ist es, was Glück in Wirklichkeit ist. Derjenige, der beim Glückspiel ständig verliert wird sich vermutlich weniger die Frage nach dem Glücklich sein stellen. Er wird wahrscheinlich irgendwann deprimiert an der nächsten Straßenecke sitzen und darüber klagen, sein ganzes Geld verzockt zu haben. Ich aber stelle mir die Frage, wieso der Begriff Glück in einem Bereich mit hochgradigem Suchfaktor verwendet werden darf? Spielsucht hat absolut nichts mit Lebensfreude zu tun sondern nur mit Ruin! Jeden treibt das Streben nach Glück an, doch durch eine falsche Begriffsverwendung treibt sie viele in den Abgrund. Eine Schande, ein Skandal! Spielen am Automaten, hat in keiner Weise mit Glück zu tun, sondern nur mit Stochastik. Der Begriff „Zufallsspiel“ wäre in den Casinos in vielerlei Hinsicht angemessener und besser.

Fakt ist, dass keine mathematische Binominalverteilung das Glück eines Menschen berechnen kann. Und man kann auch sein Glück nicht durch den Einwurf von 1 Euro Münzen am Spielautomaten erspielen. Man kann für sein eigenes Glück sorgen jedoch in einer anderen Form. Nicht zu Unrecht gibt es das Sprichwort „Jeder ist des eigene Glückes Schmied“. Doch wie schmiedet man in unserer heutigen Welt, das eigene Glück? Wir leben in einer Welt, voller Stress, Sorgen, Kummer. Wie soll man da glücklich werden? Oder wäre vielleicht die Frage „Wollen wir einfach nur zu viel?“ passender? Oft sind es kleine Dinge, wie zum Beispiel ein Lächeln die glücklich machen. Solche Situation rufen spontan Glück hervor. Derjenige, der jedoch gezielt Glück finden möchte, muss wie das Sprichwort sagt „selbst schmieden“, sprich dafür arbeiten. Um sein Glück zu schmieden muss man in sich gehen und sich selbst die Frage stellen „Wie sieht mein perfekter Moment aus?“. Als nächsten Schritt muss man sich Zeit für sein Glück suchen, auch wenn dies möglicherweise schwierig ist. Ich bin jedoch der Meinung, dass unabhängig wie ein Mensch sein Glück definiert hat, ein paar Minuten reichen, um jenes zu genießen. Jeder kann ein Schmied sein und das eigene Glück formen, doch bitte nicht in Form eines Hufeisens, mit übernatürlichen Kräften!

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